Wildnisschule in Leipzig

Weibliche und männliche Bäume

Zum Frühlingsbeginn lässt sich die Silber-Weide Zeit. Während ihre Kollegin, die Salweide, schon im März beginnt, ihre typisch flauschigen Weidenkätzchen zu bilden, sammelt die Silberweide noch Kraft für ihren Jahressprint.

Silberweide Knospe

Weidenkätzchen: Aus der Knospe der Silberweide ragt schon der erste Zipfel des Weidenkätzchens hervor. (Foto: Utar Sigmal auf Wikipedia)

Im April treibt sie schließlich aus. Gemeinsam mit den ersten Blättern entwickeln sich die weiblichen und männlichen Blüten. Allerdings auf unterschiedlichen Bäumen, denn die Silberweide ist zweihäusig. Bestäuben lässt sie sich von hungrigen Insekten, die sich summend zwischen ihren Zweigen tummeln.

Silberweide weibliche Blüte

Weibliche Blüte: Sie sind grün, unscheinbar und etwas klebrig, damit sich die Pollen darin verfangen können. (Foto: Willow auf Wikipedia)

Silderweide männliche Blüte

Männliche Blüte: Die männlichen Bäume bilden gelbliche Kätzchen aus. (Foto: Stefan.lefnaer auf Wikipedia)

So langsam, wie sie das Jahr begonnen hat, so geschwind kümmert sie sich nun um ihre Samen. Schon zwei Monate nach der Befruchtung vertraut sie die federleichte nächste Generation dem Wind an.

Silberweide Samen

Flauschige Samen: In den weiblichen Blüten reifen später die Samen heran. Sie sind weich und wollig und lassen sich vom Wind verbreiten, gern übers Wasser. (Foto: Günter Josef Radig auf Wikipedia)

Sprint in die Höhe

Nun heißt es: wachsen. Junge Bäume strecken sich jährlich bis zu zwei Meter und werden im Erwachsenenalter rund 35 Meter hoch. Weil Weidenholz sehr weich ist, brechen die Stämme alter Bäume häufig auf. In ihrem Inneren entstehen dann wertvolle Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. In dieser Gemeinschaft wird die Silber-Weide bis zu 200 Jahre alt.

Silberweide

Müder Baum: Je älter Silberweiden werden, umso häufiger brechen sie auseinander oder legen sich hin. Sie haben so weiches Holz, dass sie sich über einen langen Zeitraum ablegen können. Sie leben auch oft noch weiter, wenn sie nur noch wenige Wurzeln im Boden haben. Hauptsache, es ist genügend Wasser vorhanden. (Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova auf Wikipedia)

Salix alba ist der lateinische Name der Silberweide. Salix leitet sich vom griechischen Wort Helix ab und bedeutet Windung. Es beschreibt die typische Biegsamkeit der Zweige aller Weidenarten. Der Zusatz alba bedeutet weiß und bezieht sich auf die silbrig-flaumige Unterseite der Blätter.

Gute Medizin

In der Rinde der Silberweide steckt ein kräftiges Schmerzmittel: das Salicin bzw. die Salicylsäure. Es ist die Basis des modernen Aspirin. Wer unterwegs schnelle Hilfe benötigt, kann die grüne Rinde junger Zweige kauen. Mit etwas mehr Zeit kann man aus der frischen wie auch aus der getrockneten Rinde einen schmerzstillenden, entzündungshemmenden Tee zubereiten. 

Silberweide Blätter

Namensgebende Blätter: Auf der Oberseite sind die Blätter dunkelgrün und glatt, auf der Unterseite silbrig und weich. (Foto: MPF auf Wikipedia)

Übrigens: Die geschmeidigen Weidenzweige werden traditionell zum Korbflechten und zum Bau von Weidezäunen verwendet. Die Korbweide, Salix viminalis, bildet besonders lange Ruten aus, die zum Flechten hervorragend geeignet sind. Doch die Korbflechter wollten nicht von der Korbweide abhängig sein. Sie "köpften" einfach die Weiden in ihrer Umgebung, die daraufhin lange und gerade Zweige nachwachsen ließen. Der Begriff Kopfweide beschreibt also einen besonderen Verschnitt und keine Art. Folglich können auch Silberweiden Kopfweiden sein.

Silberweide Korbweide

Kopfweide: In Weiden stecken so viele Wachstumshormone, dass sie auch nach einem radikalen Rückschnitt wieder austreibt. (Foto: MurielBendel auf Wikipedia)

Zum Weiterlesen:

Eine dekorative Ranke am Ende des Artikels