Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich der Europäische Ziegenmelker übers Jahr?

Zwischen Oktober und April lässt sich der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) in Afrika die Sonne aufs Gefieder scheinen. Er überwintert entweder an der südwestlichen Küste zwischen Senegal und Kamerun oder an der südöstlichen Küste von Tansania bis Südafrika. Im April schwingt er sich dann in die Lüfte und tritt die lange Reise in seine Brutgebiete nach Europa und Asien an.

Ziegemelker Männchen

Gut getarnt und trotzdem schick: Die Männchen erkennt man an den weißen Schwanzecken und an den weißen Flecken nahe der Flügelspitzen.

Im Mai kommt er nach Mitteleuropa zurück. Die Männchen sind zuerst da. Sie suchen sich ein Revier und kundschaften gute Brutplätze aus. Denn etwa zehn Tage später reisen die Weibchen an und lassen sich von potenziellen Partnern die besten Kinderstuben zeigen. Dabei achten die Damen darauf, an welchem Ort der Nachwuchs am besten versteckt ist.

Ziegenmelker Eier

Gefleckte Eier: Pro Jahr bekommt der Ziegenmelker durchschnittlich einmal Nachwuchs. (Foto: Nottsexminer, Wikipedia)

Der Ziegenmelker baut kein Nest. Ihm genügt eine Mulde im Boden, in die das Weibchen zwei weiß-braun gefleckte Eier legt.

Nachdem das Weibchen die Eier bebrütet hat, schlüpfen nach kurzer Zeit die Jungen. Sie sind recht weit entwickelt. Schon nach wenigen Stunden sind sie in der Lage, dem wandernden Schatten zu folgen, um immer im Dunklen zu sitzen. Denn dort werden sie von Fressfeinden nicht so leicht entdeckt.

Die Vogeleltern füttern ihren Nachwuchs etwa zehn Mal pro Nacht mit einem Insektenkloß, der aus etwa 120 Sechsbeinern besteht. Nach fünf Wochen sind die Jungen so gut genährt und gewachsen, dass sie sich selbstständig machen können.

Ziegenmelker offener Schnabel

Kleiner Schnabel, großer Schlund: Ziegenmelker haben nur einen winzigen Schnabel, den sie aber überraschend weit aufreißen können. Ähnlich wie beim Mauersegler. (Foto: Mior Rino, Wikipedia)

Am besten kann man den hervorragend getarnten Ziegenmelker in der Dämmerung beobachten, denn tagsüber sitzt er meist unbeweglich auf einem Ast und döst vor sich hin. Abends jedoch wird er aktiv und fängt auf offenen Flächen Nachtfalter und andere Fluginsekten. Deswegen wird er auch Nachtschwalbe genannt. Früher gruselten sich die Menschen vor ihm. Sie sahen, wie er im Halbdunkeln auf Viehweiden segelte und sie dachten, er würde die Ziegen melken. Tatsächlich fängt er jedoch die Insekten, die sich dort sammeln.

Ziegenmelker döst

Nachtaktiv: Tagsüber döst der Ziegenmelker gern auf einem Zweig oder direkt im Baum. Er ist fast unmöglich zu entdecken. 

Übrigens: Der Ziegenmelker hat eine faszinierende Stimme. Sein Gesang ist ein langgezogenes, fast ununterbrochenes Schnurren. Dabei vibriert sein Kehlkopf und er wackelt mit dem Bürzel hin und her. Besonders schön ist das in diesem YouTube-Video zu sehen.

Ziegenmelker am Boden

Viele Namen: Der Ziegenmelker wird auch Nachtschwalbe oder Nachtschatten genannt. Er ist der einzige Vertreter Nachtschwalben-Familie, der in Europa brütet.

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