Wildnisschule in Leipzig

Was macht eigentlich die Stieleiche im Herbst?

Wenn im September die jungen Eichhörnchen selbstständig werden, reifen bei der Eiche (Quercus robur) die Früchte heran. Die schlanken Eicheln hängen dann an den langen, namensgebenden Stielen im Geäst und warten darauf, herunterzufallen.

Stieleiche Eicheln

Fette Eicheln: Gibt es besonders viele Eicheln, erleben wir ein "Mastjahr". Der Begriff wurde von den Bauern geprägt, die ihre Schweine in den Wald trieben, um sie mit Eicheln zu mästen. (Foto: MabelAmber, pixabay)

Die Stieleiche bildet nicht jedes Jahr gleich viele Früchte aus. In den meisten Jahren konzentriert sie ihre Energie auf das Wachstum von Stamm und Blättern. Doch alle sechs bis zwölf Jahre sorgt sie mit aller Kraft für die nächste Generation: Dann ist der Waldboden übersät mit Eicheln. So werden alle Tiere satt und es bleiben trotzdem noch genügend Früchte übrig, aus denen in den nächsten Sommern junge Bäume heranwachsen können.

Stieleiche Baum

Angepasste Krone: Die Stieleiche ist ein sozialer Baum. Hat sie viel Platz zum Wachsen, breitet sie ihre Krone weit aus. Steht sie eng im Wald, macht sie sich ganz schlank und verkleinert ihre Krone sogar. Deswegen wird der Platz um sie herum manchmal freigeschnitten, damit sie sich erholen kann und nicht abstirbt. (Foto: Antranias, pixabay)

Zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr wird die Stieleiche geschlechtsreif und lässt ihre ersten Eicheln wachsen. Doch auch schon vorher ist sie ein wichtiger Lebensraum für allerlei Tiere. In ihrer Borke und ihrem Geäst leben neben Eichhörnchen auch Eichelhäher, Eichenprozessionsspinner, Eichenbockkäferlarven und unzählige Insekten und Schmetterlinge. Die kräftige Pfahlwurzel der Stieleiche dringt tief in die Erde ein und lockert für die dort lebenden Tiere auch den härtesten Boden auf.

Stieleiche kahl

Medusa: Die Stieleiche wird bis zu 30 Meter hoch und bis zu 1.000 Jahre alt. Im Alter bekommt sie einen schlangenartigen Wuchs. (Foto: WikimediaImages, pixabay)

Für die Natur ist sie deshalb ein wichtiger Baum – und das schon seit der Entstehung der Laubbäume vor rund 100 Millionen Jahren. Denn zusammen mit Buchen, Linden und Eschen formten Eichen die ersten Urwälder Europas.

Als robuster und widerstandsfähiger Baum trotzt die Stieleiche nicht nur Kälte und Wind, sondern auch Überschwemmungen. Darum fühlt sie sich in unserem Leipziger Auwald besonders wohl.

Stieleiche Herbstlaub

Erkennungstrick: Die Stieleiche hat gestielte Früchte, die Stiele der Blätter dagegen sind ganz kurz. Bei ihrer Verwandten, der Traubeneiche, ist das andersherum. Sie hat gestielte Blätter und die Eicheln sitzen wie Trauben aneinander. (Foto: WikimediaImages, pixabay)

Übrigens: Die Menschen fühlten sich schon immer tief mit der Eiche verbunden. Den Kelten und Germanen galt sie als heiliger Baum, der Ausdauer und Kraft symbolisierte. Oft wurde unter einer Eiche Gericht gehalten oder gefeiert. Heute nutzen wir das besonders harte Eichenholz für den Bau von Möbeln, Häusern, Schiffen, Wein- und Whiskey-Fässern.

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