Anfang Juni schneit es. Jedoch fallen keine Schneeflocken vom Himmel, sondern die Samen der Pappeln. Scheinbar schwerelos treiben sie aus dem dichten Blattgrün heraus und lassen sich vom Wind an neue Orte tragen. Früher nutzten die Menschen den Pappelflaum als Zunder und Füllung für Kissen und Decken.

Flauschige Samen: Wenn die kleinen Kapseln platzen, entfalten sich die luftig leichten Flugsamen der Schwarzpappel und schweben umher.
Die Schwarzpappel (Populus nigra) ist zweihäusig. Das bedeutet, jeder Baum ist entweder männlich oder weiblich. Im Frühjahr fallen die roten Kätzchen der männlichen Bäume besonders auf. Sie erinnern an große Raupen. Die grünen, weiblichen Kätzchen sind eher unscheinbar. Aus ihnen entwickeln sich zwischen Mai und Juni die flauschigen Samen.

Rote Kätzchen: Die Schwarzpappel gehört zu den Weidengewächsen. Sie blüht zwischen März und April.
Besonders wohl fühlt sich die Schwarzpappel in der Nähe von Gewässern, also in Auwäldern sowie an See- und Flussufern. Mit regelmäßigen Überschwemmungen kommt sie gut zurecht, nur dauerhaft nasse Füße machen ihr zu schaffen. Sie hat die Fähigkeit, überall am Stamm neue Wurzeln auszutreiben und Verletzungen an der Rinde schnell auszuheilen. Sehr praktisch, wenn sich bei Überschwemmungen die Höhe des Bodens ändert oder sie durch treibende Holzstücke Kratzer bekommt.

Nur noch sehr selten: Da Auen verschwinden und Grundwasserspiegel sinken, verliert die Schwarzpappel ihren Lebensraum. Sie wird vom Rote Liste Zentrum als "gefährdet" eingestuft. (Foto: Christian Fischer, Wikipedia)
Ihren Namen verdankt die Schwarzpappel ihrer sehr dunklen, x-rissigen Rinde, die sie mit dem Alter bekommt. Hat sie viel Platz zum Wachsen, formt sie eine große, unregelmäßige, bis zu 35 Metern hohe Krone. Obwohl die Schwarzpappel die am schnellsten wachsende heimische Baumart ist, braucht sie trotzdem 30 bis 50 Jahre, bis sie das erste Mal Samen ausbildet. Insgesamt wird sie 100 bis 200 Jahre alt.

Widerstandsfähig: Schwarzpappeln sind frosthart, wärmeliebend und trotzen starken Winden. (Foto: Christian Fischer, Wikipedia)
In der Krone der Schwarzpappel leben unzählige Tiere. Einige davon haben sich sogar auf sie spezialisiert. Verschiedene Nachtfalter- und Käferarten fühen sich bei ihr besonders wohl, zum Beispiel der Pappelbock, der Pappelblattkäfer und der Pappelblattroller. Manchmal wird die Schwarzpappel auch von Blattläusen befallen, wodurch sie an den Blattstielen blasenartige Gallen bekommt. Geschädigt wird der Baum dadurch aber nicht.

Pappelblattkäfer: Der leuchtend rote, gedrungene Käfer (Chrysomela populi, auch Melasoma populi) und seine Larven fressen mit Vorliebe Pappel- und Weidenblätter bis auf das Blattskelett ab. Aus der in den Blättern vorkommenden Salicylsäure bildet der Käfer ein stinkendes Abwehrsekret.
Doch nicht nur die Tiere lieben die Schwarzpappel, auch wir Menschen. Neben der vielseitigen Verwendung der Samen (Zunder und Kissenfüllung), nutzen wir auch das Holz. Da es sehr weich ist, wurden traditionell Holzschuhe daraus gefertigt, aber auch Paletten, Kisten und Streichhölzer. Pappelknospen im Frühling ergeben einen gesunden Heiltee oder lassen sich zu Heilsalben verarbeitet. Diese wirken entzündungshemmend, fiebersenkend und desinfizierend.

Klebrige Knospen: Im Frühling sammeln Honigbienen die Knospensäfte der Schwarzpappel und stellen daraus Bienenleim her (Propolis). Damit desinfizieren sie ihren Bienenstock und schützen sich vor Bakterien, Viren und Pilzen.
Da die Schwarzpappel von allen heimischen Baumarten das meiste CO2 aus der Luft bindet, ist sie der perfekte Baum gegen den Klimawandel. Und sie setzt sogar noch eins obendrauf: Ihre Wurzeln können Schwermetalle aufnehmen und dadurch verseuchte Böden reinigen. Was für ein Jammer, dass sie so selten geworden ist!
Übrigens: Eine Unterart der Schwarzpappel ist die Pyramidenpappel (Populus nigra ‚Italica‘), auch Säulenpappel oder Italienische Pappel genannt. Sie wächst hoch und schlank. Von ihr existieren nur männliche Vertreter. Als Napoleon den Niederrhein besetzte, ließ er Pyramidenpappeln anpflanzen, damit sich seine Truppen besser in der Landschaft orientieren konnten. Deshalb wird sie auch Napoleon-Pappel genannt.

Pyramidenpappel: Wegen ihrem hohen und schlanken Wuch werden sie oft in Städten gepflanzt, aber auch an Feldwegen als Windbrecher. (Foto: WeeJeeVee, Wikipedia)
Zum Weiterforschen:
- Spohn, Margot und Roland: Welcher Baum ist das? Stuttgart 2017
- Baehr, Martin: Welcher Käfer ist das?, Stuttgart 2012
- Populus nigra subsp. nigra, Rote Liste Zentrum
- Einst Charakterart der Flussauen - heute vom Aussterben bedroht. Die Schwarzpappel im Porträt, NABU Deutschland
- Die Schwarzpappel (Populus nigra), Waldwissen.net
- Die Schwarzpappel | Populus nigra L., SDW SchutzgemeinschafSommet Deutscher Wald
- Populus nigra. Schwarz-Pappel. Saarbaum, NaturaDB
- Pappelblattkäfer, Wikipedia
- Propolis, Wikipedia
- Pyramidenpappel, Wikipedia
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